Bei den Auktionshäusern OnSale [www.onsale.com] und eBay [www.ebay.com]
sind die Konsumenten gefordert, ihre eigenen Verhandlungsstrategien zu managen.
Agentensysteme wie das Michigan AuctionBot und der elektronische Marktplatz Kasbah unterstützen den Konsumenten bei
verschiedenen Verhandlungsphasen. Diese Systeme stehen jedoch zur Zeit der Öffentlichkeit nur beschränkt zur Verfügung.
Der Verkäufer wird durch das System Auktionmaster 2.0 unterstützt.
Mit der Software Auktionmaster 2.0 [www.auktionmaster.de] kann man Artikel bei allen wichtigen Auktionen im Internet automatisch eintragen lassen.
Die zu versteigernden Artikel werden offline erfaßt und mit einem Mal an die gewünschten Auktionen via Internet übertragen
und sofort eingetragen. Dadurch soll der Anbieter Zeit und Online-Kosten sparen, da das Programm die Artikel in wesentlich
kürzerer Zeit einträgt, als dies von Hand möglich wäre. [Ne99]
Unterstützt werden derzeit die deutschen Online-Auktionshäuser Alando/Ebay [www.alando.de],
Auktio.Net [www.auktio.net], AuXion [www.auxio.de],
Deals.de [www.deals.de], Hardware.de [www.hardware.de],
IEZ-Auktion [www.auktionen.de] und
Ricardo [www.ricardo.de]. Mit einer integrierten Statistik-Funktion errechnet die Software die Differenz zwischen dem
Startpreis und dem Kaufpreis. Dadurch kann der Anbieter feststellen, welcher Artikel bei welcher Auktion platziert werden muß,
um einen optimalen Gewinn zu erzielen. Unrentable Artikel kann man damit leicht erkennen und ausschließen.
Marktmechanismen, wie Auktionen, können durch Agenten präsentiert werden. Das Michigan Internet AuctionBot ist ein flexibler und
robuster Auktionsserver, der menschliche und künstliche Agenten unterstützt [WWW98]. Der Server leitet mehrere Auktionen
gleichzeitig, indem er die Schnittstelle von den Hauptauktionsprozeduren
trennt. AuctionBot wurde in Klassenräumen an der
Universität von Michigan erprobt und ist für das Internet verfügbar, es stellt lediglich einen Informationsservice zur Verfügung.
Es sammelt Gebote, bestimmt Ergebnisse auf der Basis einer wohl definierten Menge von Auktionsregeln und benachrichtigt Teilnehmer.
Es führt keine Transaktionen aus, erzwingt keinen Tausch und überprüft nicht die Kreditwürdigkeit von Auktionsteilnehmern.
AuctionBot dient als Infrastruktur für spezielle Suchanfragen und kann von anderen Mechanismen benutzt werden. Das System wurde
im Internet als ein Experiment in ecommerce erprobt. AuctionBot ist ein Werkzeug, um den Raum des Auktionsdesigns zu erklären und
dient als Schnittstelle zu Online-Auktionen.
AuctionBot leitet eine große Anzahl von simultanen Auktionen. Um an einer Auktion teilzunehmen, muß sich ein Nutzer registrieren.
Menschliche Nutzer können über die Webseite ihre Gebote, die Auktion und die letzte Transaktion einsehen. Ein Nutzer kann an
verschiedenen Auktionen teilnehmen und sich auf Wunsch durch Email über neue Gebote und die Schließung der Auktion benachrichtigen
lassen.
AuctionBot organisiert aktive Auktionen in einem hierarchisch angeordneten Katalog. Ein Nutzer kann eine Auktion irgendwo in dem
vorhandenen Katalog platzieren, oder er erstellt eine Unterkategorie. Er hat außerdem die Wahl, die Auktion nicht in dem
öffentlichen Katalog zu platzieren, sondern für eine spezielle Gruppe zu begrenzen. Die AuctionBot-Benutzer haben die komplette
Kontrolle über die Katalogstruktur.
Charakterisierend für AuctionBot ist, daß es eine große Anzahl von Auktionstypen unterstützt. Man unterscheidet zwei Arten von
Spezifikationsoptionen:
1.
Der Auktionstyp bestimmt die grundlegenden Regeln, wodurch der reine Preis und die gültigen Gebote berechnet werden.
2.
Die Auktionsparameter kontrollieren Eigenschaften, wie die Dauer einer Auktion und andere Merkmale.
Der Vorteil von AuctionBot ist, daß man viele verschiedene Auktionsmethoden mit nur drei Auktionatorprogrammen implementieren kann.
Jeder Auktionator ist für den allgemeinen Fall geschrieben und unterstützt alle Restriktionen, die durch die Parametermengen während
des gesamten Erstellungsprozesses einer Auktion aufgesetzt werden.
Das Design des AuctionBot-Konzepts wird in Bild 4 dargestellt. Die Agentenschnittstelle setzt sich aus folgenden zwei Teilen
zusammen: der Web-Schnittstelle für Menschen und der TCP/IP Schnittstelle für Software-Agenten. Die rechte Seite des Diagramms
zeigt die Auktionatorprozesse und den Scheduler. Die Schnittstelle und das Auktionatorprogramm überarbeiten Informationen in einer
gemeinsamen Datenbank.
Bild 4: Die AuctionBot-Architektur
Das folgende Beispiel illustriert die Interaktion zwischen den AuctionBot-Elementen. Ein menschlicher Nutzer gibt über ein
Web-Formular ein Gebot ab. Das Formular übergibt die Daten an ein Gebotsabgabe-Programm , das die Daten in die Datenbank
überträgt und als unbearbeitet markiert. Das Gebotsabgabe-Programm schickt dem Nutzer eine Nachricht über den Erhalt des
Gebotes. Dieses Programm überprüft das Gebot nur oberflächlich, um die Schnittstelle frei zu halten. Die gesamte Überprüfung,
die alle Gebote der Auktion einbezieht, wird durch das Auktionatorprogramm erledigt.
Der Scheduler ist ein Prozeß, der kontinuierlich die Datenbank nach Auktionen durchsucht, die ein spezielles Ereignis zu
bearbeiten, oder ein Gebot zu überprüfen haben. Findet er eine solche Auktion, benachrichtigt er das Auktionatorprogramm.
Der Auktionator lädt die Auktionsparameter und die Menge der Gebote von der Datenbank. Er bestätigt Gebote und kann bei jedem
Durchlauf nur genau ein Gebot löschen oder genau einen Preis benennen. Das Schema basiert darauf, daß die Mehrheit der Auktionen
von Menschen benutzt wird, die gewisse Reaktionsgrenzen besitzen.
Die Verbindung zwischen der Schnittstelle und dem Scheduler ist asynchron. Wenn der Scheduler offline geht, operiert die
Schnittstelle weiter.
Die Agentenschnittstelle ist ein TCP/IP Nachrichtenprotokoll, das dem Agenten den Zugang zu allen Merkmalen, präsentiert durch
AuctionBot, in der Internetschnittstelle erlaubt. Agenten können Gebote plazieren, Auktionen erstellen, Auktionsinformationen
abfragen, oder ihre Accounts einsehen. Das Benachrichtigungsmerkmal, das äquivalent zur Email-Benachrichtigung ist, die in der
Internetschnittstelle enthalten ist, ist in dem Agenten API noch nicht enthalten.
AuctionBot ist die einzige Online-Auktions-Webseite, die explizit benutzergeschriebene Softwareagenten unterstützt. Das API ist
so geschrieben, daß Entwickler es benutzen können, um ihre eigenen Ziele mit AuctionBot zu verfolgen. Diese Flexibilität ist
speziell für Sucher, die die Funktionalität von AuctionBot benutzen möchten, aber eine andere Schnittstelle bevorzugen, sinnvoll.
AuctionBot ist für die Benutzung an der Universität von Michigan seit September 1996 und für das gesamte Internet seit Januar
1997 offen. AuctionBot wurde benutzt, um einen Markt für benutzte Bücher zu erstellen. Die öffentliche Teilnahme ist noch sehr
gering, da eBay [www.ebay.com] diesen Sektor sehr gut bearbeitet. Die meiste Benutzung erfolgte durch verschiedene Studentenübungen in Informatik
an der Universität von Michigan. Zur Zeit wird AuctionBot als Testfeld für Marktmechanismen benutzt.
Kasbah, ein Projekt des MIT Media Lab, realisiert einen elektronischen Marktplatz, auf dem menschliche und künstliche Agenten um
Produkte verhandeln. Um auf den Marktplatz zu gelangen, muß man sich zunächst registrieren. Dieser Vorgang ist äußerst wichtig,
da Handel ein Vertrauensverhältnis zwischen den beteiligten Parteien voraussetzt. Kasbah unterstützt nur den Handel mit CD's und
Büchern, was nicht zuletzt am experimentellen Status und am Interesse der MIT-Studenten liegt. Nach der Entscheidung, ob man als
Käufer oder Verkäufer auftreten möchte, stellt man einen künstlichen Agenten zusammen, der als Vertreter auf dem Marktplatz fungiert.
[SK99]
Der Agent bekommt beispielsweise den Auftrag, eine bestimmte CD zu kaufen. Dazu muß er wissen, in welchem Zustand sie sich befinden
soll. Außerdem erhält er einen Namen und es wird ihm ein Ultimatum gesetzt, bis wann er einen Kauf tätigen darf. Seine
Verhandlungsstrategie ergibt sich aus drei Parametern: dem gewünschten Preis, dem maximalen Preis und einer Angebotskurve.
In der Verhandlung wird der Agent gemäß dieser Kurve den Preis erhöhen bis der Verkäufer einwilligt oder der maximale Preis
überschritten ist.
Es stehen drei Angebotskurven zur Auswahl: eine lineare, eine quadratische und eine exponentielle Funktion. Die beiden letzteren
ergeben eher zögerliche Agenten, die erst sehr spät ihre Angebote spürbar erhöhen, während die lineare Funktion kontinuierlich und
schnell steigt. Ein vorsichtiger Käufer wird also die exponentielle Funktion wählen. Er bietet damit unter Umständen zu niedrig und
geht dann mit leeren Händen aus, während die lineare Funktion häufiger den Zuschlag erhält, doch manchmal zu einem unnötig hohen
Preis.
Wichtig ist außerdem, mit wem der Agent verhandeln darf. Es ist möglich, den Handel auf Angehörige des MIT zu beschränken.
Das macht deutlich, daß auch im globalen Dorf die geographische Nähe zählt. Letztlich vertraut ein MIT-Student dem anderen mehr
als irgendjemandem aus London, Neu Dehli oder Perth. Doch geht Kasbah auch dieses Problem an, in dem es die Mechanismen
menschlichen Zusammenlebens auf die Agenten überträgt. Jeder Agent hat einen Ruf. Wurde jemand hintergangen, kann er schlecht
über den Agenten reden, was dessen Ruf mindert. Als Nutzer kann man potentielle Verhandlungspartner auf solche mit einem guten
Ruf beschränken. Den kann sich ein Agent nur durch viele Transaktionen erwerben, die ohne Klagen der Partner verlaufen. Dieser
Mechanismus birgt allerdings die Gefahr, daß jemand seine Verhandlungsposition zu verbessern sucht, indem er über andere schlecht
redet.
Zuletzt legt man noch fest, wie häufig sich der Agent zurückmeldet: regelmäßig oder nur bei bestimmten Ereignissen, etwa einem Gebot.
Schaut man sich die Kasbah-Statistik an, so kommt es dort nur selten zu erfolgreichen Transaktionen: Bislang wurden nur 32 Geschäfte
getätigt. Diese kamen nach fleißigen Verhandlungen von 500 Käufern und 350 Verkäufern zustande.