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4. Internetspezifische Designeigenschaften

Traditionelle Auktionen sind allgemein bekannt und hinreichend analysiert wurden. Das Internet ändert die Auktionsumgebung, mildert einige Einschränkungen aus der Realität und bringt einige neue Probleme mit sich. Im folgenden wird auf das Problem von Bieterzusammenschlüssen eingegangen und es wird diskutiert, wie sich eine Versteigerung im Internet von einer traditionellen Versteigerung unterscheidet.

4.1. Ringe

Ein Teil der Bieter in einer Auktion kann sich zu einem Ring zusammenschließen, wobei die Teilnehmer des Ringes sich einverstanden erklären, sich nicht gegenseitig auszubieten. Am Ende einer Auktion, wenn die Ware von einem Ringmitglied ersteigert wurde, wird es unter den Ringmitgliedern unter Benutzung einer separaten Auktion, oder einer anderen Prozedur, verkauft. Der Überschuß, der im zweiten Verkauf erzeugt wird, ist der Verlust, der dem ersten Verkäufer zugeführt wird. Er wird unter den Ringmitgliedern aufgeteilt. [Ag96]

Theoretisch ist es möglich, daß ein Ringmitglied niemals gewinnt und nur auf den geteilten Gewinn aus ist, aber in der Praxis würde eine solche Person vom Ring ausgeschlossen werden. Das Internet macht die Formation von Ringen viel leichter. Ringe sind illegal, da unter Wirtschaftsrecht die Unterbrechung eines fairen Marktprozesses verboten ist, aber sie sind nicht unbekannt.

Interessant ist, daß Kartelle oft das Problem haben, daß es in dem privaten Interesse eines Ringmitgliedes liegt, die anderen zu betrügen. Dies wird dadurch unterstützt, daß der Auktionator den Namen des Gewinners nicht veröffentlicht. Dadurch entsteht die Möglichkeit für die Ringmitglieder sich gegenseitig zu betrügen und für sich zu bieten. Offene Formate wie Englische und Holländische Auktionen sichern, daß kein Ringmitglied den Ring dadurch ausnutzt, daß er ein Nebengeschäft tätigt, da es einfach ist, das Einverständnis zwischen den Mitgliedern zu verfolgen. Ein Betrüger kann beim Bieten beobachtet werden.

In Englischen Auktionen wächst die Anzahl von Ringen mit der Anzahl der Teilnehmer. Intuitiv wird ein Ring sehr gut funktionieren, je mehr Bieter daran beteiligt sind. Aber je mehr Bieter an einer Auktion teilnehmen, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, daß sie alle dem Ring angehören.

Ringe werden normalerweise von Bietern geformt, die wissen, daß das zu versteigernde Produkt eine spezielle Charakteristik hat, so daß es mehr Wert hat, als der Verkäufer annimmt. In diesem Fall wird der Ring nur von informierten Bietern geformt. Uninformierte Bieter würden nicht in dem Ring enthalten sein. In den ersten Runden wird energisch mitgeboten, bis der letzte uninformierte Bieter ausscheidet. Dann wird ein Ringmitglied ein weiteres Gebot abgeben und den Zuschlag erhalten. Diese Situation wird den Ringmitgliedern helfen: Auktionatoren sind ständig auf der Suche nach Ringen bzw. möglichen Ringen und energisches Mitbieten verhindert die Aufdeckung der Ringe.

Generell ist es so, daß ein designierter Gewinner und eine Bietstrategie ausgewählt werden. Der designierte Gewinner ist normalerweise das Ringmitglied mit dem höchsten Kaufinteresse für das Produkt.

Es kommt vor, daß sich in einem Ring weitere sogenannte innere Ringe bilden. In dem äußeren Ring befinden sich meistens Bieter, die von dem Ring wissen und deshalb zu gefährlich sind, um sie auszuschließen. Der innere Ring ist in der zweiten Versteigerung des Produktes bestrebt, den Zuschlag zu erhalten, um dann eine dritte Versteigerung innerhalb der Mitglieder des inneren Ringes abzuhalten.


4.2. Die richtige Auktion

Es gibt Gründe, eine Auktionsform vor einer anderen zu bevorzugen. Zum Beispiel liefern Holländische Auktionen dem Verkäufer eine bessere Kontrolle über seinen Bestand. Sie schrecken außerdem Ringformationen ab.

Nach Monderer und Tennenholtz (Universität Haifa) [SK99] dominieren> in Online-Auktionen die Englischen Auktionen, dagegen werden die Holländischen Auktionen rarer. Die Theorie besagt, daß Holländische Auktionen von Käufern bevorzugt werden, die das Risiko scheuen. Englische Auktionen bringen dem Verkäufer einen größeren Gewinn, da sie von Käufern genutzt werden, die das Risiko suchen.

Die Wahl der Auktionsmethode ist außerdem abhängig von dem Geschäftsfeld, in dem sie benutzt wird. Öffentliche Einrichtungen sowie Regierungen stützen sich gern auf Auktionsmethoden, die hohe Transparenz haben. Versiegelte Auktionen werden gern benutzt, wenn die Vorbereitung des Gebots zeitaufwendig ist. Oder es ist unpraktisch für die Bieter, sich zu einer speziellen Zeit am gleichen Ort zu versammeln. Seit das Internet die Bieter von diesen Tatbeständen befreit hat, werden Englische Auktionen im Internet bevorzugt, wenn notwendig auch mit Bieteranonymität.


4.3. Gebote in einer Englischen Auktion widerrufen

In einer traditionellen Englischen Auktion, die normalerweise nur ein paar Minuten dauert, sind die abgegebenen Gebote eines Käufers bindend, d.h. er kann von seinem Gebot nicht zurücktreten. Seit Englische Cyber Auktionen Stunden oder Tage dauern können, zögern die potentiellen Bieter diese Verpflichtung einzugehen. Deswegen muß der Mechanismus einer Englische Auktion im Internet dem Bieter die Möglichkeit geben, den Verkäufer nach einer Verpflichtung oder der Möglichkeit des Zurücknehmens seines Gebotes zu fragen.


4.4. Fähigkeiten der Anwender

Traditionell müssen Käufer und Verkäufer in einer Auktion Kenner ihres Geschäftsfeldes sein und zudem Kenntnisse über den Auktionsmechanismus und über die relevanten Bieterstrategien besitzen. Das Internet öffnet die Auktionen einer breiten Bevölkerungsmasse und ein typischer Teilnehmer wird sehr wenig über den offenen und komplexen Auktionsmechanismus wissen. Somit ist die einfache Benutzungsstruktur der Auktionssoftware sehr wichtig. Neben der einfachen Navigation für den Anwender, sollte in folgenden Bereichen Hilfe angeboten werden:

- Benutzung der Auktionssoftware
- Erklärung des Auktionsmechanismus
- Bieteroptionen und deren strategische Folgerungen sollten für den Käufer verfügbar sein
- Folgen bei Wahl des einen oder des anderen Auktionstyps sollten für den Verkäufer verfügbar sein



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